Aktuelles | Bistumsregionalleitung
Für einen grandiosen Ausblick in die Weite
Veröffentlicht am25 August 2025
Es hat sich spontan ergeben, dass ich am ersten Sonntag im Juli mit einem Freund und dessen jüngstem Sohn auf die Kaiseregg wanderte. Von meinem Schreibtisch zu Hause aus sehe ich bei Schönwetter den majestätischen Gipfel des Sensler Hausbergs.
Foto: © Clemens Mair
Schon lange hatte ich es nicht mehr auf den Gipfel geschafft, und so freute ich mich darauf, das neue Gipfelkreuz zu entdecken und zu bewundern.
Die Fotos und das Video vom Bau, Transport und Aufstellen des neuen Kreuzes auf dem Gipfel sind beeindruckend. Das im Jahr 2001 errichtete Kreuz war mittlerweile in die Jahre gekommen, vielleicht hatte es auch ein Blitz beschädigt. Es war klar, dass es erneuert werden musste. Dem SAC Kaiseregg war es eine «Herzensangelegenheit», ein neues Kreuz aufzustellen. Von der Schreinerei in Rechthalten ging es auf die Salzmatt und dann zu Fuss weiter. Schweisstreibend war der Weg durch die engen Kurven auf den Pass und weiter zum Gipfel. Fachmännisch befestigt und mit einer Box für das Gipfelbuch versehen ist das Kreuz aus Eichenholz nun Wind und Wetter ausgesetzt. Die Botschaft auf Senslerdeutsch ist unverändert geblieben: «Üser Bäärge – üsi Wäut». Das alte Kreuz erhielt eine neue Verwendung: Es wurde zur Bank für müde, aber zufriedene Bergsteigerinnen und Bergsteiger.
Das Kreuz und die Kirche
Gerne möchte ich an dieser Stelle ein paar Parallelen zur katholischen Kirche und zur Arbeit in der Bistumsregion ziehen. Auch in der Kirche ist manches in die Jahre gekommen und braucht Erneuerung. Dazu ist eine gemeinsame Vision erforderlich, eine «Herzensangelegenheit», denn das Engagement in der Kirche kommt aus dem Herzen. Es gibt gute Traditionen, die bewahrt werden: So wie der Schriftzug auf dem Kaiseregg-Kreuz. Bei der Gestaltung und der Wahl des Holzes hatte der Schreiner aber freie Hand – es ist Platz für Innovation. Manches Alte wird weiterhin respektvoll genutzt.
Es geht nur gemeinsam
Um wirklich etwas Neues auf die Beine zu stellen, sind eine gemeinsame Anstrengung, tatkräftige Hände und eine funktionierende Koordination notwendig. Sonst schafft man die Kurve nicht, wenn es steil und eng wird. In unseren Gemeinschaften sind Menschen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs. Pater Piet zum Beispiel liess es beim Aufstieg auf den Gipfel gemächlich angehen. Oben angekommen eröffnet sich ein grandioser Ausblick: auf die Berge des Berner Oberlands, den Mont Blanc, das Mittelland mit den grossen Seen bis hin zum Jura. Zusammengefasst ist das in der Botschaft des Kreuzes: «Üser Bäärge – üsi Wäut».
So ist auch der Weg der Kirche erneuerungsbedürftig, auf Gemeinschaft ausgelegt und möchte zu einem grandiosen Ausblick in die Weite führen. Am Ende dürfen sich aber alle über einen Apero freuen, auch diejenigen, die es nicht bis zum Gipfel geschafft haben.
Siegfried Ostermann
Stellvertretender bischöflicher Beauftragter der Bistumsregion Deutschfreiburg