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Plenarversammlung der RKZ

Plenarversammlung der RKZ vom 24./25. März 2023: Die RKZ engagiert sich weiterhin im Polit-Forum Bern

Die Römisch-katholische Kantonalkirche Schwyz, die erst vor vier Jahren Mitglied der RKZ geworden ist, lud die Plenarversammlung erstmals in ihren Kanton ein. Vom 24. – 25. März 2023 tagten die Delegierten in Einsiedeln. Dabei liessen sie sich von Abt Urban Federer und Priorin Irene Gassmann über die aktuellen Herausforderungen der Klöster informieren. Die RKZ beschloss, ihr Engagement in der Trägerschaft des Polit-Forums Bern im Käfigturm um zwei Jahre zu verlängern.

Orden – die vergessene dritte Kraft der Kirche

Priorin Irene Gassmann vom Kloster Fahr (AG) bestätigte die Einschätzung, wonach die Klöster und Ordensgemeinschaften in unseren Breitengraden vergessen gegangen sind. Der aktuelle synodale Prozess thematisiert das Spannungsfeld zwischen Klerikern und nichtordinierten Gläubigen, die Orden werden kaum erwähnt. Diese organisieren und finanzieren sich weitgehend selbst und fallen kaum auf. Ordensfrauen werden weltweit immer noch als billige Arbeitskräfte in der Kirche eingesetzt – ihre eigenen Interessen bleiben unerheblich. Mit Blick auf die Überalterung und den fehlenden Nachwuchs der Klöster sieht Priorin Irene eine besondere Aufgabe der Orden darin, einen Übergang der Kirche mitzugestalten, «auch wenn wir nicht wissen, was kommen wird.» Weil es seit 2006 keinen festen Hausgeistlichen mehr erhält, hat das Kloster Fahr die Rolle der Frauen gestärkt. Diese gestalten selber Gottesdienste und stehen für die geistliche Begleitung zur Verfügung.

Abt Urban Federer vom Kloster Einsiedeln (SZ) erachtet als wichtigste Aufgabe der kontemplativen Orden, Gott zu bezeugen und «als Gott-Suchende für die Menschen da zu sein – unabhängig davon, ob wir denken, wir würden als Gemeinschaft überleben oder sterben». Mit Blick auf den synodalen Prozess stellte Abt Urban die Überlegungen aus der Benedikts-Regel im Blick auf das Verhältnis zwischen Abt und Mitbrüdern vor. Der Abt muss alles, was für das Kloster wichtig ist, vor die Gemeinschaft bringen und deren Rat in seine Entscheidungsfindung einbauen. Denn: «Weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist.» Als Ziel dieser Beratung sieht Benedikt die Suche nach dem, was «heilsamer» ist für die ganze Gemeinschaft.

Die RKZ-Delegierten schätzten die Begegnung mit Priorin Irene und Abt Urban sehr, da trotz der Verschiedenheit der Aufgaben viel Gemeinsames spürbar wurde: In dieser Phase der Kirchengeschichte, in der kirchliches Leben zurückgeht, sehen beide Seiten den Anspruch, sowohl organisatorisch als auch spirituell zu agieren. Sie wollen auch im Sterben von kirchlichen Gemeinschaften ein christliches Zeugnis geben. Und die Orden pflegen über die Jahrtausende eine synodale Erfahrung im Miteinander von Leitungsperson und Mitgliedern, die unserer Amtskirche in dieser Phase des neuen Ausbalancierens Vorbild sein kann.

Ergänzungswahlen

Nach dem Ausscheiden von Dr. Stefan Müller (GL) galt es, das Präsidium der Kommission Staatskirchenrecht und Religionsrecht neu zu besetzen. Die Delegierten wählten Monika Dudle-Ammann (NW), Juristin und Direktorin der Ausgleichskasse / IV-Stelle Nidwalden, zur Kommissionspräsidentin. Zugleich bestimmte die Plenarversammlung, dass das Statut der RKZ dahin geändert werden soll, dass die Präsidentinnen und Präsidenten der drei Kommissionen nicht mehr zugleich Mitglieder des Präsidiums der RKZ sind, um so die Mehrfachbelastungen zu reduzieren.

Zum neuen Mitglied im Präsidium der RKZ wurde Melanie Hürlimann-Kaufmann (ZG) gewählt. Sie leitet seit zehn Jahren die Geschäftsstelle der Vereinigung der Katholischen Kirchgemeinden des Kantons Zug (VKKZ). Aufgrund der Wahl ins Präsidium tritt sie aus dem Bildungsrat der katholischen Kirche in der Deutschschweiz zurück. An ihrer Stelle wurde Silvia Limacher Röthlin (OW) in den Bildungsrat gewählt.

In die Kommission für Finanzen der RKZ wurde David Neuhaus (FR) gewählt, der seit 2022 Generalsekretär der Katholischen Kirchlichen Körperschaft des Kantons Freiburg ist. Er folgt auf Patrick Mayor (FR).

Polit-Forum Bern

Die beiden nationalen kirchlichen Organisationen – die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) und die RKZ – wirken seit 2018 in der Trägerschaft des Polit-Forums Bern mit. Das Polit-Forum befindet sich im Käfigturm an prominenter Lage unweit des Bundeshauses. Es engagiert sich mit Ausstellungen und Veranstaltungen für den Diskurs über gesellschaftspolitische Themen. Die Frage, ob die RKZ dieses Engagement fortsetzen will, war aus mehreren Gründen umstritten: Ist es für die RKZ der richtige Ort, um auf Themen aufmerksam zu machen, welche die katholische Kirche im Blick auf die Bundespolitik bewegt? Verfügt die nationale kirchliche Ebene über ausreichend personelle Ressourcen, um dieses Engagement zu stemmen? Soll sich die RKZ dieses Engagement finanziell überhaupt leisten angesichts neuer Aufgaben?

Nach einer intensiven Diskussion folgten die Delegierten mit deutlichem Mehr dem Antrag des Präsidiums, das Engagement um zwei weitere Jahre zu verlängern. Zugleich bleibt der Auftrag an das Präsidium bestehen, alternative Formen der politischen Arbeit zu evaluieren.

Studie zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche

Das von SBK, RKZ und KOVOS (Konferenz der Ordensgemeinschaften und anderer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens in der Schweiz) in Auftrag gegebene Pilotprojekt zur Geschichte der sexuellen Ausbeutung in der katholischen Kirche in der Schweiz wird im Sommer 2023 seinen Abschluss finden. Die RKZ befasste sich mit der Frage nach einer Weiterführung der Forschungsarbeit, ferner mit der Regelung des Übergangs und mit einer Zusammenarbeitsvereinbarung, welche die Basis der drei auftraggebenden Organisationen für die Weiterarbeit bilden soll. Sie fasste die erforderlichen Grundsatzbeschlüsse, um die Vorbereitung bis im Sommer weiter voranzubringen.

Dienststelle «Ethik und Gesellschaft»

Die RKZ genehmigte ein Konzeptpapier zur Entwicklung einer Dienststelle «Ethik und Gesellschaft», die in der gemeinsamen Verantwortung von SBK, RKZ und Fastenaktion geschaffen werden soll. Sie soll dereinst die beiden Kommissionen der SBK Justitia et Pax und Bioethik übernehmen.

Synodaler Prozess: Kontinentale Phase

An der europäischen synodalen Versammlung vom 5.–12. Februar 2023 in Prag nahmen aus der Schweiz neben dem Präsidenten der Bischofskonferenz auch zwei Frauen teil. Eine der beiden war Tatjana Disteli, die Generalsekretärin der Aargauer Landeskirche. Von der Propstei Wislikofen aus nahmen zudem zehn Delegierte online teil, darunter die RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger und der Priester Felix Terrier. Die drei Teilnehmenden schilderten ihre Erfahrungen mit dem von Papst Franziskus initiierten weltweiten synodalen Prozess. Spürbar wurde in ihren Zeugnissen, dass sich die Kirche tatsächlich in Bewegung gesetzt hat, dass Synodalität als Haltung und Arbeitsmethode eine Dynamik entfaltet, auch wenn die Kirchenbasis in der Schweiz bislang wenig davon mitbekommen hat oder skeptisch bleibt.

In Prag wurde deutlich, dass viele Themen, die aus der Schweizer Optik dringlich sind, in gleicher oder ähnlicher Art von zahlreichen anderen Ländern Priorität erhalten: Die Frage nach der Gewaltenteilung, die Geschlechterfrage, die Frage nach Mitverantwortung und Mitbestimmung aufgrund der gemeinsamen Taufwürde und die Notwendigkeit radikaler Inklusion gegen jegliche Diskriminierung.

Tatjana Disteli resümierte, dass die Kirche «sich im Seelsorgegespräch mit sich selbst befindet: Die Kirche, die Wunden schlägt, Wasser predigt und Wein trinkt – besinnt sich.» Renata Asal-Steger mahnte an, dass bei aller Wertschätzung für das intensive Zuhören und Verstehen auch Entscheidungen erforderlich seien. Die Frage, wie in diesem synodalen Prozess die Entscheidungen auch partizipativ-synodal zustande kämen, sei noch immer offen. Für Felix Terrier zeigte sich in Prag eine tief gespaltene europäische Kirche mit stark abweichenden Auffassungen darüber, wie die Kirche mit den aktuellen Schwierigkeiten umgehen soll. Zugleich sei aber auch eine einigende und erneuernde Kraft spürbar geworden: «Ich habe in unserer Kirche noch nie eine solche Freiheit erlebt, das auszutauschen, was den Kern der Herzen berührt, ohne zu urteilen und ohne verurteilt zu werden.»

Die RKZ-Delegierten nahmen die eindrücklichen Zeugnisse des kirchlichen Aufbruchs erfreut zur Kenntnis, unterstützt die RKZ doch nicht nur den synodalen Prozess in der Schweiz, sondern auch den Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), der die Versammlung in Prag organisiert hat.

Urheberrechtliche Vergütung von gestreamten Gottesdiensten

Mit der COVID-Pandemie nahm die Zahl von Gottesdiensten zu, die über digitale Kanäle gestreamt wurden und anschliessend zum Teil in einem Archiv abrufbar waren. Die SUISA, welche die Urheberrechte von Musikschaffenden und Verlegern vertritt, verzichtete 2020-21 auf die entsprechenden Lizenzzahlungen. Seit 2022 sind diese aber fällig. Die RKZ bezahlt verschiedene urheberrechtliche Entschädigungen für alle katholischen Einrichtungen in der Schweiz. Sie erhob im ersten Quartal 2022 stichprobenweise die digitale Übertragung von Gottesdiensten. Damals gaben 15 % der Pfarreien an, Gottesdienste via Internet zu streamen und/oder abrufbar zu halten. Gestützt auf diese Erhebung müsste die RKZ jährlich CHF 67’000 zusätzlich bezahlen.

Die RKZ beschloss nun, für das Jahr 2022 die zusätzlichen Entschädigungen zu übernehmen. Ab 2023 sollen die Landeskirchen, Kirchgemeinden, Klöstern u.a. für eine allfällige Übertragung via Internet jedoch selbst die Entschädigung bei der SUISA leisten. Die RKZ trägt weiterhin die Urheberrechte für die öffentliche Aufführung von Musik in Gottesdiensten und Konzerten in Präsenzform.

Weitere Auskünfte erteilt Urs Brosi, Generalsekretär RKZ, Tel. 044 266 12 00, E-Mail:

(Foto: Manu de Carvalho auf unsplash)