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Die Begleitung von Betroffenen hat oberste Priorität

Marianne Pohl-Henzen, bischöfliche Delegierte, und Céline Ruffieux, Beauftragte des Bischofs, haben an der Plenarversammlung der katholischen kirchlichen Körperschaft (kkK) an die Erschütterung der Kirche nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie am 12. September erinnert, sowie die bisherige Präventionsarbeit betont. Die Delegierten haben ausserdem der Zusammenlegung der Kassen von KKK und KBP definitiv zugestimmt.

„Die Erschütterung und die Empörung im Zusammenhang mit der Missbrauchsstudie sind immer noch gross. “  Dies hat die bischöfliche Delegierte Marianne Pohl-Henzen am Samstag, 30. September 2023, an der Plenarversammlung der katholischen kirchlichen Körperschaft des Kantons Freiburg (kkK) vor den Delegierten beteuert. Wie sie und Céline Ruffieux, Beauftrage des Bischofs, hervorhoben, wurden in den letzten zehn Jahren schon zahlreiche Präventionsmassnahmen unternommen, mit dem Ziel, Missbräuche zu bekämpfen sowie die Wahrheit und Gerechtigkeit wiederherzustellen.

Schon zahlreiche Präventionsmassnahmen
Der Präsident des Exekutivrates, Patrick Mayor, sprach von einem „Tsunami“, den die Kirche momentan erlebe. Letztere habe jedoch keine Wahl, als voranzuschreiten und klare Massnahmen zu ergreifen. Zur Erinnerung: Die Schweizer Bischofskonferenz, zusammen mit der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ) und den Katholischen Ordensgemeinschaften der Schweiz (KOVOS), haben die Universität Zürich mit der Durchführung der Missbrauchsstudie beauftragt. „Unsere Zusammenarbeit mit den zivilen Behörden, der Justiz und externen unabhängigen Gremien ist sehr eng“, so Mayor. Auch verwies er auf die sorgfältige Arbeit der mit Untersuchungen beauftragten Stellen, des Bischofsrates Prävention und der verschiedenen Taskforces.

Laut Marianne Pohl-Henzen, „ist die Begleitung und Betreuung von Betroffenen die oberste Pflicht der Bischöfe bzw. der kirchlichen Behörden und hat erste Priorität. “ In diesem Sinne sei eine Extra-Telefonnummer hierfür eingerichtet worden und die Betroffenen dürfen sich jederzeit an die Bistumsregionalleitung, oder an das nächste Pfarramt wenden. Von dort werde man weitergeleitet an Fachleute, die diese Sorgen und Anliegen aufnehmen und diese ihrerseits an die zuständigen staatlichen und kirchlichen Behörden weiterleiten würden.

Marianne Pohl-Henzen und Céline Ruffieux wiesen auf die Präventionsmassnahmen hin, die in den letzten zehn Jahren bereits unternommen worden sind. Seit mehr als fünf Jahren werden von allen Mitarbeitenden der Kirche zwei Strafregisterausweise, ein normaler und ein Sonderprivatauszug, verlangt. Ausserdem müssen alle eine Charta unterzeichnen und sind verpflichtet, an Weiterbildungen zur Prävention von Missbrauch teilzunehmen. Ein Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht wurde auf deutschsprachiger Seite bereits eingeführt. Er wird demnächst auch auf der französischsprachigen Seite umgesetzt. Diese Massnahmen sollen noch verstärkt werden. „Wir wenden eine Nulltoleranz an“, betonen Pohl-Henzen und Ruffieux.

Wichtigkeit einer historischen Aufarbeitung
Im Anschluss an diese Ausführungen konnten die Delegierten, die dies wünschten, das Wort ergreifen. „Es ist schwer zu schweigen, so gross sind die Fassungslosigkeit und der Schmerz. Auf der anderen Seite ist es schwierig, Worte zu finden, wenn diese die Wunden nicht heilen können“, stellte Robert Eugster fest. „Man muss die Zeit berücksichtigen. In mehr als siebzig Jahren haben sich viele Dinge verändert“.  Der Delegierte war verblüfft, dass die Kirche von einigen als kriminelle Organisation beschuldigt wird, die vom Staat verboten werden sollte. „Es ist kein Wunder, dass dieser Bericht eine Welle von Kirchenaustritten auslöst! (…) Wenn man die Kirche als kriminelle Organisation brandmarkt, müsste man das Gleiche für unsere Gesellschaft tun, in der täglich sexueller Missbrauch und andere Verbrechen begangen und vertuscht werden.“ Er bedauerte das Klima des Misstrauens und der Feindseligkeit gegenüber der Kirche, welches der Mehrheit der Seelsorgenden, die eine tadellose Arbeit leisten, schaden würde. Robert Eugster forderte die Delegierten auf, die vom Bischof eingeleiteten Reformen zu unterstützen. „Ich habe weiterhin die Hoffnung, dass diese aktuelle Krise, die wir alle durchmachen, auch eine Chance sein kann, dass unsere Kirche gereinigt und gestärkt daraus hervorgeht und glaubwürdiger ist als zuvor.“

Bernhard Altermatt betonte dann die Wichtigkeit einer historischen Aufarbeitung. „Ich kann die auf allen Ebenen unternommenen Arbeiten nur begrüssen und unsere Kirche ermutigen, auf diesem wichtigen Weg weiterzugehen“.  Auch sei die Solidarität in den schwierigen Zeiten und besonders jetzt wichtig. „Wir haben die moralische, spirituelle und soziale Pflicht, weder die Opfer noch die Kirche im Stich zu lassen, den Dialog mit der Öffentlichkeit und den Medien nicht einzustellen, uns nicht zu verstecken oder die Augen vor der Wahrheit zu verschliessen“.

Weg frei für vereinfachte Strukturen
Die Delegierten der kkK-Plenarversammlung haben dem Reglement über die Finanzierung der kirchlichen Ämter auf Pfarreiebene in zweiter Lesung zugestimmt. Die Zusammenlegung der Kassen der kkK und jener für die Besoldung auf Pfarreiebene (KBP), sowie die sich daraus ergebende Vereinfachung der Strukturen auf Anfang 2024 seien somit auf gutem Wege, sagte Matthieu Canevascini, Delegierter und Präsident der Spezialkommission „Finanzreglement“.

Canevascini gab ebenfalls bekannt, dass die Ausarbeitung des Entwurfs eines neuen Finanzreglements ­­­– eine der Hauptaufgaben der Spezialkommission „Finanzreglement“ – während der nächsten Legislatur folgen muss. Das Projekt sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zufriedenstellend. Eine präzisere Analysearbeit zur Klärung der Finanzierung von Aufgaben durch die kantonale Körperschaft werde noch weiter vorgenommen werden.

Austritt der Vize-Präsidentin des Exekutivrates
Die Vize-Präsidentin des Exekutivrates Yvonne Stempfel hat ihren Austritt aus dem Exekutivrat mit sofortiger Wirkung bekanntgegeben. Bruno Boschung wurde zum neuen Vizepräsidenten ernannt.


Für weitere Informationen wenden Sie sich an den Präsidenten des Exekutivrates: Patrick Mayor

Bilder: Véronique Benz (Service communication)