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Hartes Ringen um die Zuteilung finanzieller Mittel für sich verändernde pastorale Herausforderungen

Die katholische Kirche im Kanton Freiburg kann ihre Kommunikation erweitern, um auch in sozialen Medien sichtbarer zu werden. Dies gilt auch für den Bereich «Solidarität und Diakonie». Der Voranschlag 2024, der entsprechende Ausgabenerhöhungen sowie Lohnanpassungen beinhaltet, wurde trotz starkem Widerstand genehmigt.

Die Delegierten der Plenarversammlung der katholischen kirchlichen Körperschaft (KkK) im Kanton Freiburg haben am Samstag, 9. Dezember, nach ausgiebiger Diskussion das Budget mit einer klaren Mehrheit genehmigt. Mit einem Gesamtaufwand von 29,31 Millionen Franken ist es der erste Voranschlag nach der Fusion der Kassen für die Besoldung auf Pfarreiebene einerseits sowie der Kasse für die Aufgaben auf kantonaler und nationaler Ebene andererseits.

Die beantragten Netto-Ausgaben auf überpfarreilicher Ebene, die der Ausgabenbremse unterstehen, belaufen sich auf 9,874 Millionen Franken. Dieser Betrag übersteigt den im Kirchenstatut vorgesehenen Prozentsatz der Ausgabenbremse um 1,5%. Der Exekutivrat stellte der Plenarversammlung daher den Antrag, den Satz von 15% des Gesamtsteuerertrages der Pfarreien für das kommende Jahr auf 16,5% zu erhöhen. Nach kontroverser Diskussion hat die Versammlung dem Antrag deutlich zugestimmt.

«Die Zeit die Alarmglocken zu läuten, ist nun vorbei. Es muss gehandelt werden.»

Einige Delegierte zeigten sich besorgt über diese systematische Erhöhung. Diese stelle ihrer Meinung nach eine „kaum tragbare“ Belastung für die Pfarreien dar. «Es gibt immer einen guten Grund, sich über die Ausgabenbremse von 15% hinwegzusetzen», stellt ein Delegierter fest. Er ist der Meinung, dass in der Kirche, wie in jedem anderen Unternehmen auch, notfalls Leute entlassen werden müssen.

Die katholische Kirche müsse sich professionalisieren und gleichzeitig müssen die Charismen einzelner Personen genutzt werden.  «Wir müssen uns nun wie ein Unternehmen verhalten und gleichzeitig auch Kirche sein», so die Vertreterin des Bischofs Céline Ruffieux. «Wir sind an einem Scheideweg. Es sollten keine Unterschiede zwischen den Pfarreien und der Körperschaft gemacht werden, wir sind schliesslich alle für die gleiche Sache engagiert.» ergänzte die bischöfliche Delegierte Marianne Pohl-Henzen. Durch die Zusammenlegung der beiden Kassen ab 2024 konnten nicht alle Kosten entsprechend aufgegliedert werden, stellte sie weiter fest.

Auch der Finanzverantwortliche innerhalb des Exekutivrates, Gérald Telley, teilte die Besorgnis der kleinen Pfarreien. Eine Überlegung hinsichtlich der Finanzierungsprioritäten sollte jedoch bald angestrebt werden. «Ist es wirklich sinnvoll, wunderschöne Kirchen zu haben, wenn es niemanden mehr gibt, der sie besucht?», fragt er. Auch der neu zusammengelegte Kommunikationsdienst der beiden Bistumsregion  setzt die Prioritäten neu.  Der Generalsekretär David Neuhaus erklärte, dass es Ziel ist, die externe Kommunikation zu verstärken, sichtbar zu sein und auf die Leute zuzugehen, «um im Einklang mit den zeitgenössischen Anliegen deren Interessen  zu kommunizieren.»

Parallele Welten

Am Ende der Versammlung richtete Bischof Charles Morerod einige Worte an die Delegierten und dankte ihnen für ihr Engagement. «Es gibt viele positive Dinge, die in unserer Kirche gelebt werden. Es gibt aber auch viele Herausforderungen, die wir gemeinsam bewältigen müssen. Es gibt Zeichen der Vitalität». Als er auf die aktuellen Kirchenaustritte zu sprechen kam, stellte er fest, dass diese nicht nur auf sexuellen Missbrauch zurückzuführen sind. «Unter den Menschen, die ich treffe, sagen mir viele, dass sie nicht wissen, was sie von dieser Institution erwarten sollen.» Er beobachtet die tiefe Kluft zwischen der Kirche und der Gesellschaft. «Wir leben in zwei parallelen Welten, die sich nicht mehr verstehen.»

Abschied des Präsidenten des Exekutivrates:

Da die Sitzung vom 9. Dezember die letzte der Legislaturperiode war, bot sie auch die Gelegenheit, den zurücktretenden Mitgliedern des Exekutivrats und des Präsidiums zu danken, die sich in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr zur Wahl stellen.

Die Kirche von morgen

Patrick Mayor hat sich nach zehn Jahren im Exekutivrat entschieden, auf eine Wiederwahl zu verzichten. Zum Abschied stellte er Überlegungen zur Kirche von morgen an: „Wir bewegen uns auf eine ‚ärmere‘ Kirche zu, die unterschiedliche Dienste leisten wird und sich ständig an die Bedürfnisse der Gläubigen und Nichtgläubigen anpassen muss. Wir werden Entscheidungen zur territorialen Neuordnung treffen müssen, Orte schaffen, an denen sich Kirchgänger/innen zu Feiern in vollen und warmen Kirchen treffen können. Wir werden auch entscheiden müssen, ob wir bestimmte Gottesdienstorte schliessen.

Die Pfarreien werden darüber nachdenken müssen, wie sie die Flamme bei ihren Gläubigen am Leben erhalten können, anstatt alle ihre Gebäude zu 100 % zu renovieren. Wir werden auch mit weniger Priestern leben müssen, sei es von hier oder von anderswo … Wir haben auch die Pflicht, in dieser Zeit der Krise der Berufungen und der Kirchgänger/innen unsere pastoralen Aktionen nach aussen zu richten, auf diejenigen, die nicht oder nicht mehr in die Kirche gehen. Unsere Verantwortung gegenüber der Freiburger Gesellschaft besteht darin, unsere diakonischen Aktionen fortzusetzen und neue Projekte zu schaffen.

In unseren Nachbarländern und sogar bei uns selbst stellen wir fest, dass jedes Mal, wenn Projekte ‚im Ausgang‘ durchgeführt werden, viele junge Menschen daran beteiligt sind. (…) Zusammenfassend: Sollen wir gegen diejenigen kämpfen, die aus der Kirche austreten? (…) Sollen wir eine Kommission ‚Kirchenaustritte‘ gründen, die nach Wegen sucht, diejenigen, die austreten, zu ‚halten‘? Oder eher einen Ausschuss ‚Entstehende Projekte‘, der nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten sucht, um Projekte zu schaffen, die Lust auf den Kircheneintritt machen?“


Für weitere Informationen wenden Sie sich an den Präsidenten des Exekutivrates: Patrick Mayor oder an den Präsidenten der Versammlung: Walter Buchs

Fotos: Véronique Benz