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Wenn weniger wirklich mehr ist

Die Klimagerechtigkeit ist auch bei der ökumenischen Kampagne 2024 themenbestimmend. Im Fokus steht unter anderem ein Konzept in vier Schritten, mit dem die Menschen zum Handeln motiviert werden sollen.

In den Wohlfahrtsstaaten der «westlichen» Welt ist man den Überfluss allmählich gewöhnt. Von allem, was man im Leben braucht, ist alles fast jederzeit in Fülle verfügbar. Viel mehr noch: Unser Konsumverhalten geht häufig weit über das Nötige hinaus. Weil wir es uns leisten können. Aber ist uns dabei bewusst, dass wir mit diesen Ansprüchen an unseren hohen Lebensstandard für ein grosses Ungleichgewicht in der Welt mitverantwortlich sind?

Ein hoher Energieverbrauch und ein hoher Konsum mit einer hohen Food-Waste-Rate als Folge gehen unweigerlich mit einem enormen CO2- Ausstoss einher. Die direkten Auswirkungen davon spüren als erstes die Menschen im globalen Süden und ganz besonders diejenigen in Ländern, wo grosse Armut herrscht.

Hier setzt die ökumenische Kampagne 2024 einmal mehr an: Zum vierten Mal in Folge rückt sie das Thema Klimagerechtigkeit ins Zentrum – heuer mit einer sehr einfachen Botschaft, ja geradezu einer Binsenwahrheit: «Weniger ist mehr». Doch treffen die drei Worte und die darin enthaltene Widersprüchlichkeit den Nagel auf den Kopf. Weniger Konsum im Alltag, ein bewussterer Energieverbrauch und eine geringere Abfallrate bedeuten mehr Sicherheit und bessere Zukunftsaussichten für den globalen Süden.

Die 55. ökumenische Kampagne, welche das katholische Hilfswerk Fastenaktion (ehemals Fastenopfer) mit Sitz in Luzern vom Aschermittwoch bis und mit Ostersonntag wiederum gemeinsam mit dem evangelisch-reformierten Pendant HEKS mit Sitz in Zürich und dem christkatholischen Hilfswerk Partner sein durchführt, will die Aufmerksamkeit auf das erwähnte Ungleichgewicht lenken.

Der gemeinsame Handabdruck

Ein Ungleichgewicht, dass zugleich eine eklatante Ungerechtigkeit ist: «Diejenigen Menschen, welche am stärksten unter dem Klimawandel leiden, haben am wenigsten dazu beigetragen», schreibt Selina Stadler, Verantwortliche für das Kampagnen-Magazin, in ihrem Vorwort. Doch anstatt das Fehlende und Negative anzuprangern, wolle man den gemeinsamen Handabdruck vergrössern und sich mit gemeinsamen Projekten am Klimaschutz beteiligen.

Dieser «gemeinsame Handabdruck» ist ein allgegenwärtiger Begriff innerhalb der ökumenischen Kampagne 2024. Jeder kann zwar selbst zum Klimaschutz beitragen, indem er seinen persönlichen Lebensstil ändert und den eigenen ökologischen Fussabdruck verbessert. Doch reiche dies allein nicht, sondern es brauche – so die Botschaft der Kampagne – Wege, nachhaltiges Verhalten für alle gleichermassen zu ermöglichen und zur Norm zu machen. Darauf zielt das vier Schritte umfassende Konzept des gemeinsamen Handabdrucks ab.

  • Erst mal gilt es hinzuschauen: Was wird in der Nachbarschaft und im Quartier bereits gegen den Klimawandel unternommen? Wie kann ich mich beteiligen und die Aktion bekannter machen?
  • In einem zweiten Schritt soll Inspiration gefunden werden: Was ist unser Ziel? Wie können wir es erreichen? Wie motivieren wir weitere Menschen mitzumachen?
  • Im dritten Schritt stehen Entscheiden und Planen im Mittelpunkt: Welche Ideen sind realisierbar und machen für uns am meisten Sinn? Wie viel Zeit haben wir, und welche Ressourcen stehen uns zur Verfügung?
  • Im vierten und letzten Schritt geht es ans Umsetzen. Zum Konzept des gemeinsamen Handabdruckes liefert die Kampagne auf ihrer Website selbst wertvolle Impulse, praktische Hilfsmittel und Ideen.

 Arbeitsmaterial zur Verfügung gestellt

Mit einer Reihe von Workshops, Impulsveranstaltungen und Gesprächsrunden motivieren die Kampagnenverantwortlichen wie jedes Jahr unterschiedliche Zielgruppen wie Personen aus Kirchgemeinden und Pfarreien, Quartiervereine oder Schulen, den dringenden Handlungsbedarf auf diesem Gebiet zu vermitteln und die Menschen um sie herum zu sensibilisieren.

Dafür stellen die Hilfswerke wiederum eine vielseitige Auswahl an Arbeitsmaterialien zur Verfügung und vermitteln Gastredner und Gastrednerinnen zu diversen Schwerpunktthemen im Kontext mit der Klimagerechtigkeit. Die ausführlichen Informationen zur ökumenischen Kampagne 2024 «Weniger ist mehr» sind unter www.sehen-und-handeln.ch nachzulesen.

Beim vorliegenden Beitrag handelt es sich um die Christ&Welt-Seite vom 2. Februar 2024. Autor: Andreas Faessler.